Insomnie und ihre Ursache
Was ist Insomnie?
Insomnie – im Alltag oft als Schlaflosigkeit bezeichnet – bedeutet, dass eine Person über längere Zeit schlecht schläft. Häufig fällt das Einschlafen schwer, man wacht in der Nacht immer wieder auf oder man erwacht frühmorgens und kann nicht mehr zurück in den Schlaf finden. Wer unter Insomnie leidet, fühlt sich trotz genügend Zeit im Bett nicht ausgeruht. Die Folge: Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Erschöpfung am Tag.
Wie häufig kommt Insomnie vor?
In der Schweiz erleben viele Menschen vorübergehend Schlafprobleme – zum Beispiel in stressigen Lebensphasen. Rund ein Drittel der Bevölkerung berichtet gelegentlich von schlechtem Schlaf. Etwa 6 bis 10 Prozent leiden an einer behandlungsbedürftigen Insomnie. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Beschwerden können in jedem Alter auftreten – bei Jugendlichen genauso wie bei älteren Menschen.
Ursachen von Insomnie?
Insomnie (Schlaflosigkeit) kann viele Ursachen haben – körperlich, psychisch, umweltbedingt oder lebensstilbedingt. Meist liegt eine Kombination mehrerer Faktoren vor. Hier sind die häufigsten Ursachen nach Kategorien:
Psychische Ursachen
- Stress (beruflich, familiär, finanziell)
- Angststörungen oder Grübeln
- Depressionen
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Burnout
Körperliche (organische) Ursachen
- Chronische Schmerzen
- Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, Schlafapnoe)
- Restless-Legs-Syndrom (RLS)
- Hormonelle Veränderungen (z. B. in den Wechseljahren)
- Neurologische Erkrankungen (z. B. Parkinson, Demenz)
- Reflux, Herzprobleme, Schilddrüsenüberfunktion
Medikamenten- oder Substanzbedingte Ursachen
- Koffein, Alkohol, Nikotin (v. a. abends konsumiert)
- Medikamente mit aktivierender Wirkung (z. B. Kortison, Antidepressiva)
- Drogen (z. B. Amphetamine, Kokain)
- Entzug von Schlafmitteln oder Beruhigungsmitteln (z. B. Benzodiazepine)
Verhaltens- und Lebensstilbedingte Ursachen
- Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus (z. B. Schichtarbeit, Jetlag)
- Zu spätes Essen oder Training
- Exzessive Bildschirmzeit am Abend
- Lärm, Licht oder schlechte Schlafumgebung
- Schlafdruck fehlt (z. B. zu lange Nickerchen, zu wenig Bewegung)
Primäre Insomnie
In manchen Fällen liegt keine erkennbare körperliche oder psychische Ursache vor – das nennt man primäre Insomnie. Sie kann durch eine Fehlkonditionierung des Schlafverhaltens entstehen (z. B. Bett wird mit Grübeln statt mit Schlaf verknüpft).
Wichtig:
Akute Insomnie (kurzfristig, z. B. durch Stress) ist häufig und oft harmlos.
Chronische Insomnie (mind. 3× pro Woche über einen Zeitraum von 3 Monate) sollte ärztlich oder schlafmedizinisch abgeklärt werden.
Wie zeigt sich Insomnie im Alltag?
Typisch für Insomnie sind Einschlafprobleme, häufiges Aufwachen oder ein zu frühes Erwachen. Betroffene fühlen sich tagsüber wie „nicht richtig da“. Müdigkeit, Reizbarkeit, Vergesslichkeit oder eine reduzierte Leistungsfähigkeit sind häufige Folgen. Auf Dauer kann chronischer Schlafmangel die Gesundheit beeinträchtigen: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Depressionen steigt. Deshalb ist es wichtig, nicht zu lange zuzuwarten.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die wirksamste Methode bei chronischer Insomnie ist die sogenannte kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I). Dabei lernen Betroffene, schlafstörende Gedanken und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern. Ziel ist es, den natürlichen Schlafrhythmus wiederherzustellen. CBT-I wird in der Schweiz durch speziell geschulte Fachpersonen angeboten, teils auch in digitaler Form.
Ein wichtiger Teil der Therapie ist zudem die Verbesserung der Schlafhygiene. Dazu gehören regelmässige Schlafzeiten, ein ruhiges und abgedunkeltes Schlafzimmer, Verzicht auf Alkohol, Koffein oder schwere Mahlzeiten am Abend sowie der bewusste Umgang mit Bildschirmzeiten vor dem Zubettgehen.
Medikamente können in bestimmten Situationen kurzfristig helfen – etwa wenn die Schlaflosigkeit sehr belastend ist oder ein rascher Therapieerfolg nötig ist. Hier kommen in der Schweiz verschreibungspflichtige Schlafmittel oder Melatonin-Präparate zum Einsatz. Wichtig: Eine medikamentöse Behandlung sollte stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen und nicht dauerhaft eingesetzt werden.
Wann sollte man ärztliche Hilfe suchen?
Wer seit mehreren Wochen schlecht schläft und sich im Alltag beeinträchtigt fühlt, sollte das ärztlich abklären lassen. Auch wenn sich psychische Beschwerden oder starke Erschöpfung entwickeln, ist ein Gespräch mit der Hausärztin oder dem Hausarzt ratsam. Schlafprobleme sind häufig – aber sie müssen nicht einfach hingenommen werden. Frühzeitig erkannt und richtig behandelt, lässt sich Insomnie meist gut in den Griff bekommen.